Geschichten, die berühren, verstören, aufklären: Zum siebten Mal hat der WEISSE RING seinen Journalisten-Preis vergeben. Bei der Verleihung in Hamburg am Samstagabend wurden journalistische Beiträge in fünf Kategorien ausgezeichnet. Zudem wurde ein Sonderpreis verliehen. Mehr als 170 Einreichungen hatten die Jury erreicht. Schirmherrin des Journalisten-Preises 2019 war Kirsten Fehrs, Bischöfin des Sprengels Hamburg und Lübeck der Nordkirche. „Mit unserem Journalisten-Preis wollen wir Medienschaffende dazu ermutigen, Opfer von Kriminalität und Gewalt in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung zu rücken und ihnen so eine Stimme zu geben“, sagte Jörg Ziercke, Bundesvorsitzender des WEISSEN RINGS. Allzu oft stünden die Täter im Fokus der Berichterstattung, die Schicksale der Opfer gingen darüber schnell vergessen. „Denken sie an den terroristischen Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz vor zwei Jahren. Der Name des Täters Anis Amri ist den meisten sofort geläufig. Doch wie viele Menschen wissen überhaupt noch, dass der Anschlag zwölf Todesopfer forderte“, fragte Ziercke.
Als Opferhilfeorganisation wolle der WEISSE RING daher mit der Verleihung seines Journalisten-Preises alle zwei Jahre bewusst Medienschaffende fördern, die sich mit ihrer Berichterstattung aufklärerisch und sensibel auch den Opfern annehmen und somit dazu beitragen, dass die Geschichten und Bedürfnisse von Betroffenen von Kriminalität, Terror und Gewalt in einem breiteren gesellschaftlichen Diskurs verankert werden. Das gelte auch für junge Journalisten: „Aus diesem Grund haben wir uns in diesem Jahr bewusst dazu entschieden, erstmalig gezielt Volontäre oder Jungredakteure für ihre opferzentrierte Arbeit auszuzeichnen“, erläuterte Ziercke. Erster Preisträger in dieser neu eingerichteten Kategorie ist Constantin Lummitsch (VRM/Mainz), der für seine während seines Volontariats verfasste Geschichte „Bilanz einer Todesnacht“ geehrt wurde.
In der Kategorie TV gewann mit „Kinderhandel. Mitten in Europa“ eine Koproduktion von NDR und arte. In der Reportage machen sich die beiden Filmemacherinnen Sylvia Nagel und Sonya Winterberg auf die Spur von Menschenhändlerringen, die mit der Ware Kind und von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet lukrative Geschäfte auf dem europäischen Kontinent machen. Siegerin in der Kategorie Print ist Christine Holch, Chefreporterin des evangelischen Magazins chrismon. In ihrem streckenweise verstörenden Stück „Es waren viele Männer – und die Mütter“ schildert sie das Schicksal zweier junger Frauen, die als junge Mädchen systematisiert missbraucht und von ihren eigenen Müttern Pädophilen-Ringen angedient wurden. Die weiteren Sieger: Rebecca Baden, Kategorie Online, „Was es mit mir gemacht hat, als meine Nacktfotos geleakt wurden“ (VICE); Chrstiane Hawranek und Pia Dangelmayer, Kategorie Hörfunk, „Tablettenkinder“ (BR); Nora Gohlke, Sonderpreis, „Realfakes“ (Deutschlandfunk Kultur). Seinen nächsten Journalisten-Preis verleiht der WEISSE RING 2021.
Juryvorsitz Jörg Ziercke / Bundesvorsitzender WEISSER RING
Jurymitglieder (in alphabetischer Reihenfolge)
Faris Aadam / Creative Director Red Bull / Mainz
Kristina Erichsen-Kruse / Stellvertretende Landesvorsitzende WEISSER RING Hamburg
Marcus da Gloria Martins / Leiter Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, Pressesprecher Polizeipräsidium München
Markus Krischer / Stellvertretender Chefredakteur „Focus“ | Berlin
Prof. Dr. Matthias Prinz / Medienanwalt | Hamburg
Sabine Rossbach / Direktorin NDR Landesfunkhaus Hamburg
Frank Schmidt-Wyk / Politikredaktion VRM „Allgemeine Zeitung“ | Mainz
Lars Wienand / Head of Research t-online | Berlin