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Göttingen
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Stalking - Die unterschätzte Gewalt

Foto Titel: Fotolia #201330035

 

Es ist kurz vor Feierabend. Bei Birgit zieht sich alles vor Angst zusammen als sie die Bürotür zur Straße kraftlos aufschiebt. Da steht er wieder, Peter, und wartet bereits auf sie. Zügig läuft sie zu ihrem Auto, ohne ihn anzuschauen. Er folgt ihr, redet ungehalten auf sie ein. Als sie keine Reaktion zeigt, beschimpft er sie wild. Birgit kennt diesen Mann gut, zu gut. Lange Zeit waren sie ein Paar gewesen, dann trennte sie sich. Seitdem, genauer gesagt seit sechs Jahren, stellt ihr Ex-Partner ihr nach, bedroht sie, stalkt sie.

 

 

Wenn Nachstellung das Leben beeinträchtigt

Stalking bedeutet das wiederholte Verfolgen, Nachstellen oder penetrante Belästigen einer Person. Stalking ist ein Gewaltverbrechen und hat vielfältige Erscheinungsformen. Um ihrem Opfer nahe zu kommen und den Kontakt zu ihm zu halten, zeigen sich die Stalker sehr erfindungsreich.

Bei Birgit fing es mit Anrufen an. Erst tagsüber, später auch nachts. Ihr Anrufbeantworter quoll über mit Liebesbeteuerungen, wüsten Bedrohungen und gemeinen Verleumdungen.

Im Laufe der Zeit wurde es schlimmer. Und der Stalker aggressiver. Neben dem Auflauern vor ihrer Wohnung oder ihrer Arbeit, zerstach Peter achtmal ihre Autoreifen. Er hängte intime Briefe aus der gemeinsamen Zeit in der Nachbarschaft aus. Und bedrohte sogar die Tochter. Aus Angst vor weiteren Nachstellungen zog Birgit mehrmals um. Das Gefühl ihm schutzlos ausgeliefert zu sein, wuchs mit jedem Mal. Aber ihrem Peiniger gelang es immer wieder, sie zu finden. Leider ist diese sechsjährige Leidensgeschichte von Birgit kein Einzelfall.

Es hinterlässt Spuren an Körper und Seele

Beim Stalking denkt man oft, nur Stars und Sternchen wären betroffen. Weit gefehlt. Fast zwölf Prozent aller Deutschen werden im Laufe ihres Lebens gestalkt. Betroffen sind vor allem Frauen. Die Täter sind zu 80 % Männer und kommen meist aus dem privaten Umfeld. Es sind z.B. abgewiesene Verehrer, Nachbarn oder Kollegen. In fast der Hälfte der Fälle handelt es sich sogar um ehemalige Partner. Viele von ihnen glauben, sie kämpfen um ihre ehemalige Beziehung. Dabei bemerken sie nicht, dass sie den Frauen extrem zusetzen. Psychisch wie physisch.

Die Folgen von Stalking sind gravierend. Sie reichen von Schlafproblemen über körperliche Symptome wie Magen-Darm-Probleme und Herz-Kreislauf-Störungen bis hin zu Suizidgedanken. Die Opfer wie Birgit W. leben permanent in Angst und leiden unter akutem Stress. Sie fühlen sich bedroht, ihre Privatsphäre und ihr Leben ist massiv eingeschränkt.

Gemeinsam können wir es stoppen

Der WEISSE RING steht über 700 Stalking-Opfern jährlich zur Seite und leistet Hilfe, so wie bei Birgit. Ein ehrenamtlicher Helfer machte ihr Mut und stellte der völlig eingeschüchterten Frau einen kostenlosen Hilfecheck für eine psychotraumatologische Erstberatung aus. Außerdem kümmerte er sich um eine juristische Beratung. Mit Erfolg. Birgit wird von ihrem Stalker nicht mehr belästigt und führt wieder ein normales Leben.

Die Stiftung des WEISSEN RINGS hat eine spezielle App entwickelt, die Sie bei der Dokumentation von Stalking-Taten unterstützt. Mehr dazu auf youtube hier

 

So hilft der WEISSE RING:

Beim WEISSEN RING haben Sie vor Ort eine/n persönliche/n Ansprechpartner/in. Wir unterstützen Sie dabei, Ihre Situation zu bewältigen.

Wir stehen an Ihrer Seite, beispielsweise durch persönlichen Beistand und Begleitung zu Gerichts- und Behördenterminen.

Es ist uns möglich, Ihnen unkompliziert Hilfe zugänglich zu machen durch einen

  • Hilfescheck für eine psychotraumatologische Erstberatung
  • Hilfescheck für eine anwaltliche Erstberatung

Wir unterstützen Sie bei der Durchsetzung des Gewaltschutzgesetzes und zeigen, welche rechtlichen Mittel es gibt, zum Beispiel

  • Annäherungsverbote
  • die Untersagung von Anrufen oder Textnachrichten

Daneben haben wir in bestimmten Fällen  auch finanzielle Hilfsmöglichkeiten. Beispiele hierfür sind die Unterstützung bei

  • einer Wohnungssicherung
  • einer Namensänderung

Die Stiftung des WEISSEN RINGS hat eine spezielle App entwickelt, die Sie bei der Dokumentation von Stalking-Taten unterstützt. Das Erklärvideo finden Sie hier.

 
Selbsthilfe-Tipps für Stalking-Opfer:

  • Teilen Sie dem Stalker unmissverständlich mit, dass Sie keinen Kontakt mit ihm möchten.
  • Bleiben Sie konsequent und ignorieren Sie den Stalker, d.h. lassen Sie sich auf keine Telefonate, Gespräche oder Treffen ein.
  • Informieren Sie Familie, Freunde und Arbeitskollegen. Denn eine geschaffene Öffentlichkeit schreckt die Täter meist ab.
  • Holen Sie sich psychologische, juristische oder andere Unterstützung, denn gemeinsam sind Sie stärker.
  • Gehen Sie nach einem Vorfall unbedingt zur Polizei und lassen Sie ein Protokoll aufnehmen. Dort können Sie sich auch über Schutzvorkehrungen informieren.
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